Rabes Geschichte 3 (Purpurne Rosenstrauch)

De’ Rosen Anwesen, damaliger Stadtrand von Sjhlfels am Rhein

August 1905

„Wie haben Sie geschlafen, Herrin?“
Die Bedienstete stand gehorsam am Ende der Treppe, wie sie dies immer an einem Montag tat.
„Danke der Nachfrage, Alexa. Ich habe den gestrigen Abend gut verdaut. Willst du uns heute am Frühstückstisch Gesellschaft leisten?“
Die Baronin de’ Rosen, mit vollen Namen Renamarie Sofia Viktoria de’ Rosen, glitt in ihrem dunkelroten Kleid an der Balustrade der Treppe entlang. Die angesprochene Alexandra neigte den Kopf und senkte dadurch den Blick, bevor sie antworte.
„Wenn Herrin es mir erlaubt.“
Die Baronin kam unten in ihrem wallenden Kleid an und legte ihre behandschuhten Händen das Gesicht der Bediensteten.
„Meine Liebes, sein nicht so bescheiden. Du weisst doch wie sehr ich deine Anwesenheit schätze. Sei doch jetzt so nett und sag der Küche, wir warten ungeduldig auf ihren Kostbarkeiten warten“
Mit einem Tippe auf die Nasenspitze entliess sie das Mädchen.

Servatius nahm den leeren Teller von seiner Herrin und lud es mit dem anderen Geschirr auf einen kleinen Servierwagen. Seine Bewegungen hatten etwas steifes für sein junges Alter und trotz des grossen Aufwandes, konnte ein leichtes wackeln bemerkt werden.
„Danke, Servatius, für die Mühe“
„Haben Sie noch Wünsche, Frau Baronin?“, der Bedienstete sah mit seinem ausdruckslosen Antlitz zu seiner Herrin.
„Ja, ich hätte etwas: Machen Sie alles Bereit für einen Ausflug und wir erwarten allenfalls hochrangige Gäste. Sie müssen aber nicht zu viel vorbereiten, unsere Hauptgast bevorzugt das Einfache.“
„Es ist mir eine Freude Ihnen zu dienen, Frau Baronin“
Der Butler ging und Alexandra wartete noch, bevor sie sich zu einem Aussage hinreissen lies: „Wenn Sie mir meine Verwunderung und eine Frage gestatten: Ich habe nicht erwartet, dass Sie wieder gehen und das wir Besuch bekommen.“
„Nur ein Bekannter und vielleicht noch jemand. Mein wertet Gemahl kehrt per Schiff zurück und du wirst mit mir ihn zur seiner Rückkehr begrüssen. Aber bis alles vorbereitet ist lassen uns noch etwas im Garten flanieren.“


Haupthafen von Sjhlfels am Rhein

An der Menge der Schaulustige erkannt ein Beobachter, dass der Baron Sigmund Rickard de‘ Rose sehr beliebt war unter seinen „Untertanen“ – ein Witz unter den Sjhlfels Bürger. Mit der für die Stadt so typischen Humor machten die Anwohner dem Wagen der Baronin Platz in dem sie eine Gasse bildeten, johlend und rufend, wie als sei eine Königsfamilie zu Gast.
„Lasst die Baronin de‘ Rosen durch!“, kam es von allen Seiten.
Die Baronin war über den herzlichen Empfang erfreut, was Alexandra nicht zu teilen schien. Sie rutschte hin und her. Die Baronin kannte den Grund.
„Bereitet Dir das benutzen des Automobils immer noch Unbehagen, meine Liebste?“
Die Bedienstete antwortete nicht direkt.
Das Automobil hielt beim Steg, wo die Personalschiffe anlegten. Die Baronin und ihre Dienerin stiegen steif aus.
Von der Meerwolf wurden Leinen geworfen und Matrosen riefen und schrieen.
Als das Schiff stillstand, wie es hat stillstehen konnte während es von den Wellen geschupst wird, und der Steg ausgefahren war, schritt als erstes ein Mann in einem blauvioletten Anzug in Richtung Festland. Mit seinem gepflegten Schnurrbart und Haar sah er wahrlich wie ein Edelmann aus. Dieser Mann, der in seiner einen Hand einen Hut hatte und in der anderen einen Koffer, mit einen spitzbübischen Lächeln war der Baron de' Rosen.
„Ich bin zurück, meine allerliebste Rena!“


Garten des Anwesen des Barons de’ Rosen

Das Ehepaar de‘ Rosen schlenderte auf dem Gartenkiesweg, nur vereinzelt die Stille unterbrechend, wenn sie einander auf etwas aufmerksam machten. Sigmund sah seine Partnerin länger an, um ein Gespräch einzuleiten: „Ich war eine Zeit weg und neben der Tatsache, dass ich von der Sehnsucht nach meiner Liebsten verzehrt wurde, habe ich mir auch Gedanken über unsere Situation gemacht.“
„Ich bin ganz bei dir.“
„Die Bewohner vom nahen Sjhlfels haben uns schnell in ihre Herzen geschlossen, besonders in meiner Abwesenheit ist ihre Sympathie gestiegen. Welch frevelhaftes Hexenwerk hast du vollbracht, meine liebste ‚Lilith‘?“
Die Baronin schupste lachend ihrenen Ehemann mit gespieltem Vorwurf.
„Ich habe nur etwas bei der Ernte und beim Fischfang nachgeholfen. Und bei einer Stadt voller Sonderlinge bin ich nur die bekannteste.“
Eine Zwiebel rollte über den Weg gefolgt von einem jungen Mädchen in gebückter Haltung. Das Mädchen griff die Zwiebel mit beiden Händen und drehte den Kopf um von unten die Spaziergänger anzusehen. Das Kind wäre kaum aufgefallen mit seinem schlichten Kleidchen, wären die Augen nicht so starr und leuchtend eitergelb.
Ein Mann, vermutlich kaum älter als 25, kam ebenfalls aus den Büschen, um das Mädchen mit seinen ungesund dünnen Fingern zu packen. Auch er sah das Pärchen an, um sich den Hut fast vom Kopf sich zu reissen.
„Ich…möchte…mich…entschuldigen. Einer…meiner…Gehilfinnen…war…etwas…ungeschickt.“, seine Entschuldung kam ruckartig heraus, im Tackt des unmerklich zuckenden Kopfes.
Der Baron hob beschwichtigend die freie Hand.
„Mach doch nichts, Philip. Wie geht es im übrigen der Orchidee, die ich von meiner letzten Reise mitgebracht habe?“
„Sehr gut, … Herr de‘ Rose“, der Gärtner war mehr als ersichtlich erleichtert, „Sie blühte … schon zweimal.“
„Sehr schön, sehr schön. Ich hatte schon Angst, sie überlebe die Reise nicht.“
Der Baron fügte eine Geste hinzu, das der Gärtner seiner Arbeit weitergehen konnte, als dieser noch gehorsam wartete.
Der Gärtner verschwand mit dem Mädchen zwischen den Beeten und es war noch eine Weile ein verärgertes Zirpen zu hören.
Als der Baron das Gespräch wieder aufgreifen wollte, steckten drei andere Kinder, ein Knabe und ein Mädchen, aus einem nahegelegenen Strauch. Sie teilten die Augenfarbe mit dem ersten.
Die Baronin schmunzelte. „Sucht ihr Philip?“
Der Knabe, der jüngsten der drei, nickte. Frau de‘ Rose zeigte in die entsprechende Richtung und die drei huschten in eine Richtung, nicht klar zum oder weg vom Gärtner.


Küche des Anwesen des Barons de’ Rosen

Der Baron betrat die Küche und
„Alexandra, meine Liebe.“, zum bulligen Koch gewandt fragte der Baron, „Lulu, Wissen Sie, wo die Dienerin meiner Frau ist?“
Der Koch hob die Brauen und zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht wirklich sicher. Sie ist etwas scheu mir gegenüber, warum auch immer.“, nuschelte er an seinen Hauern vorbei, „Hat es mit der Truhe da zu tuen, die ich habe holen sollen, Mein Herr?“
„Korrekt. Ah, da ist Sie ja.“

Das Herz lag kalt in ihren Händen. Alexandra sah es mit einer Faszination an, das ein Raubtier für seine Beute hat.


Gemeinsames Schlafzimmer der de’ Rosen

Am Abend

An einer Veranstaltung in einer Galerie in Sjhlfels am Rhein

September 1954

„Meine liebe Baronin.“
Mit weit ausgebreiteten Armen kam ein gutgenähter Gentleman auf das de‘ Rosen Ehepaar zu.
„Oh, Herr van Drakenzee. Schön Sie hier zu sehen.
„Und was ich erst sagen! Sie sehen bezaubernd aus. Aber ihr Gemahl kann sich auch sehen lassen. Dieser Anzug! Ich fühle mich ganz schäbig neben Ihnen.“
Die Baronin und der Baron gaben sich kaum Mühe zu verbergen, dass sie geschmeichelt waren, was bei Herr van Drakenzee ein weiteres Lachen zutage brachte. „Ich weiss doch, was sie hören möchten. Oh, wo ist eigentlich Ihre Tochter? Sie sollte doch langsam im heiratsfähigen Alter sein.“
Das Baronenehepaar sahen sich um bevor die Baronin nach ihr rief: „Regula! Komm doch schnell.“
Eine junges Mädchen von kaum sechzehn Jahren schlich sich ihren Eltern.
Der Edelmann sah für einen Moment verirrt aus, bevor er sich fing. „Ich sehe, Regula schlägt ganz nach ihren Eltern. Ich wünschte, ich könnte auch wieder so frisch und jung sein. Leider bin ich auch kinderlos. Dass soll einem auch wieder Lebensfreude bereiten. Und ich würde Ihnen meinen Sohn anbieten.“
Das Mädchen war etwas verlegen um die ganze Aufmerksamkeit. „Danke, Herr van Drakenzee.“
Auf dem Gesicht des Edelmannes erschien die Mine voll schlechten Gewissens.
Der Baron versuchte das Gespräch weg von mangelnden Alters seiner Tochters zu lenken: „Wie steht es mit ihren Forschungen?“
„Ah, gutes Thema. Ich konnte das Tage Buch eines Kollegens namens Charle de la Croix erwerben. Sie wissen ja, ich bin ein Mitglied von diesem französischen Clubes.“

Regula sah sich das Gemälde an, das eines der wenigen Ausstellungsstücken


De’ Rosen Anwesen, heutiges Zentrum von Sjhlfels am Rhein

Mai 2008

Die Baronin nippte an ihrem Rotwein.
„Und, Herr Noir?“, fragte sie den jungen Mann in der Lederjacke.
Dieser kratzte sich den Hinterkopf. „Sollte machbar sein, ihre Tochter zu finden. Ich hätte einen Verdacht wo sie sein könnte.“
Als Francis von Fotografie aufsah, bemerkte er, dass die Baronin seine Partnerin ansah.
„Wie ist Ihre Beziehung zu einander? Zwischen Ihnen und Frau Adler?“
Bevor Fiona aus ihrem zu einem spitzbübisch lächelnden Mund eine Antwort aussprechen konnte, kam Francis ihr zu vor: „Wir sind Geschäftspartner. Mein Honorar kennen Sie schon, nehmen ich an.“
„Ich zahle Ihnen das dreifache, keine Frage.“
Der Detektiv und seine Begleitung waren beeindruckt. „Ich schaue einem geschenkten Gaul nicht ins Maul. Wir brauche aber je nachdem zwei bis fünf Tage, vielleicht sogar zehn“, informierte Fiona ihre Klientin.
„Ich bin reich und habe ansehen, das stört mich nicht. Und meine Tochter hat mehr Wert als das Tauschgut, das wir Geld nennen.“
Francis holte ein Notizbuch hervor und schrieb was hinein.
„Wir melden uns spätestens in drei Tagen“, er blickte zur Uhr, „um Vier Uhr Abends, Frau de‘ Rosen“

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Nälkä: Võlutaar < Karkist

Winde: (von Berg) Vielleicht ein Rendezvous? Eine politische Gala?
Winde: Er war Mitglied der DNVP, also ein politischer Vertreter, wäre ja möglich. Oder als Vertreter seines Elternhauses, er hat den Baron-Titel ja von seinem Vater geerbt.

Tochter Regula Franziska Sofia de' Rosen


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